Dienstag, 18. März 2008

Der heiße Preis von Australien

Wer den Formel 1 Grand Prix in Melbourne gewonnen hat, brauche ich hier sicherlich nicht mehr darlegen. Deshalb gibt es auch nur ein paar persönliche Eindrücke.

So ein Formel 1 Rennen läßt sich am ehesten mit einem Volksfest vergleichen. Da ist ständig was los und es wird nie wirklich langweilig. Es gab etliche Rennen neben der Formel 1, u.a. die hier sehr populäre V8 Supercars Serie war zu Gast. Flugshows gab es gleich zwei, einmal oldschool Propeller-Maschinen und dann die etwas schnittigeren Jets der Luftwaffe. Abgerundet wurde das Ganze von einer 747, die über den Albert Park geschwebt ist.
Viele Autos konnte man bewundern, von klassischen Sportwagen hin zu aufgemotzten Importautos aus Japan, so im "Need For Speed Underground"-Look. Wer zuviel Kleingeld einstecken hatte, konnte das in Rennsimulatoren loswerden. Daneben gab es natürlich, die üblichen Fressbuden und was halt noch so dazugehört.

Das Rennen selbst war ja ziemlich spannend, wobei man sagen muß an der Strecke, bekommt man nicht viel mit. Man sieht die 100m Strecke links und rechts und das war's. Wenn man Glück hat, steht man nahe an einem Bildschirm, da sieht man das Gleiche wie im Fernsehen. Aber man hört nichts. Zu mindestens nichts vom Kommentar. Was nicht zu überhören ist sind die Formel1-Autos. Die sind nicht nur laut, sondern abartig laut. Es ist ein kreischendes Geräusch, daß einem durch Mark und Knochen geht. Wer länger als ein paar Minuten an der Strecke steht, tut gut daran sich was in die Ohren zu stopfen, vorzugsweise Ohrstöpsel. Andernfalls verläßt man die Rennstrecke mit einem Gehörschaden.

Neben dem etwas anstrengenden Geräuschpegel kam noch das gnadenlose Wetter dazu. Es waren knapp 40°C. Die Sonne hat erbarmungslos gebrannt. An der Strecke fällt Schatten aus. Zwischendurch habe ich auch etwas geschwächelt. Da mußte ich mich in das Hinterland zurückziehen und etwas abkühlen. Ein nasser Hut war auch viel Wert. Schweiß, zentimeterdicke Sonnencreme und Staub und Dreck (der Boden war furztrocken) haben sich als feste Kruste auf der Haut abgelagert. Ich sah am Abend aus, wie eine Erdsau. Unter der Dusche war echte Arbeit notwendig, um wieder als Stadtmensch durchzugehen.

Nach dem Rennen gab es noch zwei echte musikalische "Highlights". Vanessa Amorosi, deren besten Songs Cover waren und KISS, deren Musik live noch schlechter klingt als aus der Konserve. Aber ich glaube, das wissen die Jungs. Deswegen rennen die ja auch immer in den albernen Kostümen und Makeup rum.

Alles in allem eine tolle Erfahrung, so ein Formel 1 Grand Prix. Kann man weiterempfehlen.

Wie immer ein wenig Bild- und Videomaterial.
Aussie GT Jumbo-Flyover Safety Car-Phase

Australien Grand Prix 08

Montag, 10. März 2008

Party von hinten und Spaß dabei

Heute ist hier in Melbourne Labour Day, die australische Variante vom Tag der Arbeit. Wie bereits früher erwähnt, sind die Aussies sehr pragmatisch. Damit auch genug Zeit zum Feiern ist wird dieser Feiertag immer auf einen Montag gelegt. So gibt es immer ein langes Wochenende.

Weil einfach zu hause hocken langweilig ist, hat man vor 50 Jahren ein 4 Tage langes Festival erfunden, mit dem man sich die Zeit vertreibt. Da gibt es dann Wasserski-Events, Badewannenrudern, die BirdmanRalley (sowas wie die Red Bull Flugtage), OpenAir-Kino, Skateboardwettbewerbe zwischen Australien und Neuseeland, Livemusik, viel zu Essen und viel Feuerwerk. Die andere Hälfte der Events habe ich vergessen. Soweit so gut. Klingt nach einem typischen Melbourne-Wochenende. Der Brüller ist der Name des Festivals.

Es heißt Moomba Waterfest. Die offizielle Bedeutung von Moomba ist "Let's get together and have fun". Kingt langweilig, oder? Ist auch nicht alles. Der Name entstand folgendermaßen. Vor 50 Jahren war der weiße Mann hier furchtbar unkreativ als es um die Namensfindung für die Sause ging. Da hat man sich gönnerhaft an die Ureinwohner vor Ort gewand und nach einem "catchy" Namen gefragt. Die haben es sich nun nicht nehmen lassen, dem Okkupanten richtig einen reinzudrehen. Ihre Antwort war Moomba. Die höflichste Übersetzung dafür wäre in etwa "schieb's Dir hinten rein". Genaugenommen nimmt das Wort allerdings Bezug auf eine Sexualpraktik, bei der die rektale Körperöffnung Hort der Liebesfreuden ist.

Die Jungs müssen sich doch gekugelt haben vor Lachen, als das Festival tatsächlich so benannt worden ist. Ich habe schon versucht, diese Geschichte auf ein großes deutsches Volksfest zu übertragen. Allerdings fällt mir die Vorstellung schwer, jemanden vom A****f***-Festival erzählen zu hören.

Wie dem auch sei, ich gehe heute trotzdem wieder hin. Bei über 30°C im Schatten und einer erbarmungslosen Sonne ist sich verkriechen zwar auch eine gute Idee, aber wer kann schon sagen, er war zusammen mit einer halben Million anderen Leute bei so einer obszönen Veranstaltung.

Sonntag, 9. März 2008

Urlaub in Australien

Es ist ja eine Weile her, daß ich mal ein paar Zeilen geschrieben habe. Allerdings war in den letzten drei Wochen auch nicht viel Zeit dazu.
Karsten und Frank waren hier und wir waren viel unterwegs. Abgesehen davon, daß ich ihnen Melbourne recht ausgiebig gezeigt habe waren wir auf einer 3 Tagestour durch die Berge in Victoria und auf der Great Ocean Road, eine der schönsten Küstenstraßen der Welt. Das war in erster Linie eine organisierte Bustour, was den Vorteil hatte, daß man sich um nichts kümmern mußte. Nachdem ich auf meinem Hinflug nach Australien zum ersten Mal in einem Flugzeug gesessen habe, bin jetzt auch erstmalig Helikopter geflogen. Über die 12 Apostel. Das war schon beeindruckend. Ansonsten gab es noch wilde Känguruhs und Koalas zu sehen.
Letztere sind übrigens nicht nur ziemlich knuffig sondern auch ganz schön stinkig. Und die füttern ihre Kinder mit ihren analen Ausscheidungen. Widerlich, oder? Ich kann aber noch einen draufsetzen. Hier gibt es Tiere, bei denen Geschlechtorgane, Darm und Harnleiter in einer EINZIGEN Öffnung enden. Die haben sozusagen eine Universalkörperöffnung. Diese possierlichen Racker heißen Echidna und Platypus, zumindestens auf Englisch.

Als nächstes stand 4 Tage Sydney au dem Programm. Da haben wir auch das komplette Touristenprogramm durchgezogen. Also Hafen mit Oper und Harbour Bridge und Sightseeing Tour und Kings Cross und, und, und.
Am Ende war ich ganz schön KO. Als die beiden Jungs wieder abgeflogen sind, habe ich mich erst mal vom Urlaub erholt. Daher hat es auch eine Weile gedauert, bis ich Bilder hochgeladen habe.

Hier Links zu Bildern und Videos.
Durch Melbourne mit Karsten und Frank
Grampians und Great Ocean Road
Sydney

Helikopter 1, Helikopter 2
Echidna

Montag, 28. Januar 2008

Und der Sieger ist - Nummer 25888

Wie im letzten Post erwähnt, haben die Australier ihren Nationalfeiertag einfach gedoppelt. Damit noch einer der lästigen Wochentage wegfällt.

Das Highlight des heutigen Montag war das große Entenrennen. Und weil gewöhnliche Enten sicherlich schwer zu überzeugen sind, sich in eine von uns gewünschte Richtung zu bewegen ist man kurzerhand auf Gummienten ausgewichen. Tausende. Nun mag der gewitzte Leser beanstanden, daß letztere sich eigentlich nie aus eigenem Antrieb auch nur irgendwohin bewegen. Der Aussage würden die Aussies auch nicht widersprechen. Deshalb werden die possierlichen Quitscheentchen auch auf dem Yarra River ausgesetzt, dessen Strömung für den nötigen Pepp im Rennen sorgt.

Die Renndistanz beträgt 200m und das ganze dauert ca 20min. Auf den ersten Blick sieht das aus, wie eine Veranstaltung für Kleinkinder. Bei genauerer Betrachtung stellt sich das Spektakel aber als Möglichkeit dar zu Wetten. Lieblingsbeschäftigung der Menschen hier - nach Barbecue. Die Enten waren nummeriert (auf der Unterseite), sonst aber nicht zu unterscheiden. Jedenfalls nicht untereinander. Denn im Gegensatz zur genormeten DIN-Gummiente tragen die australischen Vertreter gestreifte Badekappen mit Schnürchen zum an-dem-Kopf-festbinden, wie ALLE Rettungsschwimmer an australischen Stränden.

Sieger war am Ende die Nummer 25888. Wer das Los mit dieser Nummer hatte darf sich über einen neuen Mitsubishi Lancer freuen. Die meisten Kinder haben sich schon gefreut eine Ente zu ergattern, was normalerweise nicht drin ist. Ein Wahnsinniger hat sich in die Fluten gestürzt und ein paar von den Gummiviechern rausgefischt. Ein Wanhsinnig weil das Wasser des Yarra eine hochtoxische Dreckbrühe ist, wo man nicht mal seine Füße kühlen sollte.

Es folgt ein wenig Bildmaterial (bewegt und still):

Start Mittelteil Ziel

Duck Race 2008

Sonntag, 27. Januar 2008

Nationalfeiertag für jedermann

Gestern war hier Australia Day. Das ist so das Equivalent zum Tag der Deutschen Einheit, nur lustiger. Halt nicht so ernst. Das geht schon damit los, daß die Aussies sich noch weniger bewußt sind, was sie ausmacht als wir über unser Deutschsein. Deshalb gehen die Verantwortlichen da lieber auf Nummer sicher und gestalten das Ganze recht multikulturell. So ist für jeden was dabei. Außer der Urbevölkerung. Die stehen hier nämlich nicht nur am unteren Ende der sozialen Leiter, sondern eher drunter. Und da sind die Inder, Chinesen und Pakistanis, die hier putzen, kellnern und im 7-Eleven an der Kasse stehen schon mit eingerechnet.

Australia Day ist ein gesetzlicher Feiertag. Der ist dieses Jahr dummerweise auf einen Sonnabend gefallen. Die sind zwar geschäftiger als Deutschland, aber der gemeine Aussie grämt sich schon, daß ihm der Feiertag keinen normalen Arbeitstag erspart. Pragmatisch wie die Menschen hier sind, findet sich auch dafür eine Lösung. Aus eins mach zwei. Montag wird einfach als Australia Day Part 2 deklariert. Also feiern am Sonnabend, abhängen zwei Tage später.

Als Festtagskleidung wird ergänzend zu Shorts und FlipFlops die australische Flagge getragen. Im Superheldenstil, so um den Hals. Gerne auch Flaggenkriegsbemalung im Gesicht, wie man das vom internationalen Fußball kennt. Als Zeitvertreib muss in der Regel das allseits beliebte Barbecue herhalten. Allerdings wir auch viel von der Stadt geboten. Ich war auf dem Federation Square. Da gab es einen 2h langen Percussion-Trip rund um die Welt. Danach Feuerwerk.

Anschließend stand ein Bummel entlang der Southbank auf dem Programm. Da ist am Wochenende auch am späten Abend immer was los. Dabei sind die Bilder entstanden. Insgesamt habe ich ca. 50 Fotos gemacht, aber nur 20 sind was geworden. Die 14 in der Galerie sind das Best Of.

Nightshots

Sonntag, 13. Januar 2008

Der coolste Frisör EVER Teil2

Ich hatte ja schon mal von dem Frisör (Dr. Follicles) berichtet. Jetzt hat er es sogar in die Sonntagsausgabe der größten Zeitung in Melbourne geschafft. Laut diesem Artikel scheint sich da ein Trend abzuzeichnen.

Link: Artikel in The Sunday Age

Samstag, 12. Januar 2008

Wo kommen die Kiwis her?

Welches Land kommt Euch bei dem Stichwort "Kiwi" in den Sinn? Die meisten werden jetzt (hoffentlich) an Neuseeland denken.
Okay, nächste Frage. Wo, auf der Weltkarte, befindet sich Neuseeland? Die häufigste Antwort dürfte in etwa so lauten: "Irgendwo da bei Australien". Das kann man auch so gelten lassen. Auf jeden Fall ist Neuseeland näher an Australien als so ziemlich jedes andere Land auf der Welt. Und Australien ist ziemlich weit weg von allem, ausser halt Neuseeland.

Jetzt wird es spannend. Aus welchem Land würde der Australier wohl Kiwis importieren, wenn er selber keine anbaut. Die Antwort lautet natürlich: Italien! Woher sonst!?

Das Bild habe ich im Supermarkt um die Ecke gemacht.
Was lernen wir daraus? Auch wenn es ein wenig theatralisch oder zynisch klingt: Wir haben es nicht besser verdient, als an unserer eigenen Dummheit zu Grunde zu gehen.